Futures Literacy

Übers Morgen nachdenken und im Jetzt wirken

Längst ist bekannt, dass der lineare Weg für die Entwicklung von Strategien und Innovation wenig geeignet ist. Abrupte Veränderungen, schnell eintretende Krisen (Firmenpleiten, Überschwemmungen, Pandemien, politische Wechsel …) und Polykrisen machen vermeintlich gut durchdachte Strategien mit einem Wimpernschlag nichtig.

Komplexität und Polykrisen verlangen nach neuen Zugängen

Um in dieser komplexen und unsicheren Welt langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen Unternehmen und Organisationen heute neue Haltungen und neue Werkzeuge.

Auch braucht es das Verständnis für das Zusammenspiel von Systemen und die Zusammenarbeit vieler, um die ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern.

Die in der Gesellschaft vorherrschenden Bilder von Zukunft sind hierzu nicht hilfreich: Utopien und Dystopien bestimmen allzu oft die öffentliche Wahrnehmung über das Morgen. Beides lähmt. Die gute Nachricht: Der gestaltbare Raum liegt dazwischen und ist groß. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Insbesondere Menschen, die Prozesse in Unternehmen, Organisationen oder Gemeinden leiten, sollten die konkrete Vorstellungskraft für Innovation nutzen.

 

Worum es bei der Zukünfte-Bildung geht

Bei der Arbeit mit Zukünften geht es nicht darum, die Zukunft vorauszusagen, sondern um das bessere Verstehen künftiger Möglichkeiten. Es geht darum, Szenarien zu antizipieren und sich auf mögliche Ereignisse vorzubereiten.

Aus der Zukunft heraus entwickeln sich wertvolle Fragen, Erkenntnisse, Ideen und Handlungsanleitungen an das Hier und Jetzt – aus denen wiederum Strategien abgeleitet werden können, die in die wünschenswerte Zukunft führen.

Unsere Zukunft in Zeiten des Klimawandels?

 

Erfolgreiche Unternehmen beschäftigen sich mit Zukünften

Die UNESCO hat Futures Literacy, also die Fähigkeit vielfältige Zukunftsbilder entwickeln zu können, als eine der wichtigsten Kompetenzen für das 21. Jahrhundert definiert.

Diese Zukunftskompetenz ist entscheidend, um in einer sich schnell verändernden Welt erfolgreich zu „navigieren“ und resilient zu sein. Zahlreiche Studien belegen, dass jene Unternehmen, die sich fundiert mit Zukünften beschäftigen erfolgreicher sind.

Warum sich mit Zukünften beschäftigen? Was ist der Nutzen?

 

Die Absichten weshalb Unternehmen und Organisationen mit Zukünften arbeiten sind vielfältig:

  • Um Kompetenz für futures literacy / Zukünftebildung zu entwickeln

  • Um Agilität, also die Fähigkeit auf Veränderungen zu reagieren, und Resilienz zu trainieren

  • (vorgelagert vor Strategie-, Visions- und Innovationsprozesse, Produktentwicklung, Pilotprojekten) um ein Thema, eine Frage etc. „aufzumachen“ und

    • den Kontext besser zu verstehen und Zukunftssignale wahrzunehmen (Research);

    • Erkenntnisse, Inspirationen und Handlungsanleitungen für das Heute abzuleiten;

    • strategische Richtungen „auszuverhandeln“ und Entscheidungsprozesse zu unterstützen

    • in Dialog miteinander zu treten, die eigene Perspektive zu erweitern und andere besser zu verstehen (d.h. auch in der Teamentwicklung interessant).

    • Um in breiter Beteiligung gesellschaftliche Prozesse anzustoßen

Grundsätzlich ist die Fähigkeit sich die Zukunft vorstellen zu können in uns Menschen angelegt. Um „zukunftskompetenter“ zu werden braucht es aber Training in der Bildung und dem Verstehen von Zukünften.

 

In welche Zukunft wollen wir segeln?

 

Mögliche Fragestellungen

Eine Gemeinde fragt sich, wie eine lebendige Gemeinde in Zukunft aussehen könnte – um daraus Entwicklungsthemen für das Heute abzuleiten.

  • Eine Tourismusorganisation setzt sich mit dem Tourismus der Zukunft in ihrer Region auseinander um Erkenntnisse für Pilotprojekte zu erhalten.

  • Ein Verpackungsmaschinenhersteller fragt sich, wie die Welt seine Kunden – etwa der Lebensmittelproduzenten - in Zukunft aussehen kann (gesetzlich, Distributionskanäle, Ernährungsweisen, Konsumverhalten, Demografie, …) – um künftige Anforderungen an die Verpackung in der Entwicklung seiner Maschinen und Roboter frühzeitig integrieren zu können.

  • Ein Sozialorganisation interessiert sich für die gesellschaftlichen Bedarfe nach Gemeinschaft in der Zukunft – mit dem Ziel daraus Szenarien für die eigene künftige Rolle zu entwickeln.

  • Ein großes Unternehmen will die Zukunftsbilder in seinem Unternehmen sichtbar machen (Team- und Organisationsentwicklung).

  • Ein internationales Tech-Unternehmen braucht neue Ideen für seine Produktentwicklungspfade.

 

Das Zukünfte-Labor

Eine wertvolle Methode im Bereich Futures Literacy

 

In einem „Zukünftelabor“ werden diverse Zukunftsbilder entwickelt. Das Wort „Zukünfte“ weist darauf hin, dass niemand sicher weiß, was die Zukunft bringt und dass es nicht die EINE Zukunft gibt, sondern vielmehr eine Vielfalt an Möglichkeiten.

Das klingt unbestimmt?

Ja, das tut es im ersten Reflex auf jeden Fall. Wenn wir aber verstehen, dass es auch nicht die eine und einzige Gegenwart gibt, sondern viele verschiedene, können wir den Plural der Zukünfte besser annehmen.

Denn auch heute leben wir nicht alle in derselben Gegenwart. Nicht jede/r hat Zugang zu denselben technologischen Möglichkeiten, Netzwerken, hat dieselben Bedarfe und Werte und nutzt deswegen dieselben Services und Produkte der Gegenwart. Dasselbe gilt für die Zukunft: es wird verschiedene Zukünfte i.S.v. „Parallelwelten“ geben.

Das Morgen ein Stück weit mitgestalten kann man, indem man mit anderen Menschen gemeinsam Zukünfte ergründet und dabei die dahinterliegenden Annahmen, Werte und Bedürfnisse sichtbar macht. Das erweitert die Perspektiven, trainiert die Vorstellungskraft und bringt wertvolle Erkenntnisse und Inhalte für Leitbilder, Visionen, Strategien und für Innovationen.

Future Cone , Hancock and Bezold’s , adaptiert von Joseph Voros – Grafik: Estuar

 

Von Prognosen bis Design Fiction

 

Disziplinen im Thema Zukünfte

Natürlich gibt es neben der Zukünfte-Labore viele weitere, wertvolle Ansätzen und Methoden. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, ob sie versuchen Prognosen zu entwickeln oder ob sie mit der Vorstellungskraft arbeiten.

So gibt es die Trend- und Zukunftsforschung und zahlreiche Methoden wie Forecasting oder Backcasting, Szenarien-Entwicklung bis hin zu Design Fiction.

Es ist gar nicht so einfach, hier den Überblick zu bewahren!

Estuar berät hierzu gerne – denn je nach Aufgabenstellung braucht es unterschiedliche Ansätze und Methoden.

Wir stellen vor: FUTURA - die gute Amöbe

Eine Initiative zur Förderung von positiven Zukunftsbildern

 

Wir von Estuar setzen uns intensiv mit der Förderung von positiven Zukunftsbildern auseinander.

Ein Ergebnis ist FUTURA - die gute Amöbe:

Mit Kurztexten zu wünschenswerten Zukünften von rund 50 Personen aus Bereichen wie Artenvielfalt, Bildung, Lebensmittelproduktion, Pflege, Unternehmertum, Gesundheitswesen und Tourismus, überwiegend aus Vorarlberg und teils aus Deutschland sowie der Schweiz, wurde eine erste Sammlung attraktiver, realisierbarer Zukunftsbilder veröffentlicht. Die Sammlung wurde professionell gestaltet, gedruckt, flexibel nutzbar gemacht und an alle Gemeinden der RegioV sowie deren REGIOs zur öffentlichen Nutzung verteilt. Damit erhalten Gemeinden und Bürger:innen ein Übungsfeld für eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Zukunft.

Die Sammlung ist auch digital frei zum Download erhältlich auf futura-yeah.at. Dort kann auch selbst eine wünschenswerte Zukunft für eine Neuauflage der FUTURA abgesendet werden!

 

FUTURA, die gute Amöbe

Warum mit Estuar Zukünfte entwickeln?

 

Als Büro für systemische Innovation haben wir viel Erfahrung in der Entwicklung und Begleitung von Humanity Centered Design-Prozessen. Mit unserer Kompetenz im Bereich Art of Hosting sorgen wir gute Beteiligung. Wir machen Zukünfte nicht nur sichtbar, sondern entwickeln „be-greifbare“ Szenarien – etwa mit Prototyping und Storytelling. Unser systemischer Blick unterstützt das „Andocken“ an Vision und Strategie und verstärkt damit die Wirkung.